Volker Zottmann

Ich wurde geboren, ohne es zu wollen.
Ich werde sterben, ohne dass ich es möchte.
So lasst mich wenigstens leben wie ich es will!

Lieber Leser, es ist erstaunlich, was so ein vergleichsweise kleines Menschenhirn alles in 59 Jahren speichern kann!

Ich habe hier rückblickend für meine Kinder und deren Kinder und deren Kinder … alles, an was ich mich erinnern kann, aufgeschrieben.

Hörensagen und Vermutungen wurden meinerseits extra erwähnt.

Sie können sicher sein, dass Sie diesen Rückblick in meine DDR-Zeit unverfälscht lesen. Immer authentisch aus meiner Sicht, mit meinen Augen und Ohren, meinen ganzen Sinnen …

All meine Betrachtungen und Rückschlüsse ziehe ich aus meiner Erziehung und dem Erlebten im Zusammenspiel mit den vergangenen politischen Umständen …

Gern hätte ich von meinem Großvater Otto Zottmann mal einen Situationsbericht gelesen oder gar von seinen Vorfahren.

Wäre es nicht interessant, einen Augenzeugenbericht aus den Reihen seiner Familie zu lesen, der schon 100 Jahre oder noch älter wäre?

Oder einen Rückblick mütterlicherseits, mal so 200 Jahre zurück, als alle noch mit “von” geschrieben wurden. Schade, gibt es nicht!

Und darum sollen meine Kinder Carlo und Claudia, diesen, meinen persönlichen Einblick in das kleine Geschichtsfenster der untergegangenen DDR an Ihre Kinder weitergeben und weitergeben und weitergeben und so weiter …

Denn auch ich habe unfreiwillig am größten Menschenexperiment in der deutschen Geschichte teilgenommen.

Am Versuch, mit 17 Millionen Gefangenen den Kommunismus aufzubauen …

Und somit haben sie ohne jede Anstrengung schon etwas zu vererben! Ein Erbstück mit hoher Rendite. Denn um so älter diese Niederschrift wird, glauben Sie mir, um so wertvoller wird sie späteren Generationen erscheinen.

Irgendwann ist in ferner Zukunft vielleicht mal wieder so ein Sonderexemplar, wie ich es bin, auf dieser Welt und würde sich darüber freuen, von seinen Altvorderen authentisch zu lesen …

Weihnachten 2010,
Volker Zottmann

P.S.: Alle Verwandten, die dies einmal in die Hände bekommen sollten und denen ich schon immer zu “anstrengend” war, sollten bedenken, dass ich in diese Niederschrift meine politischen Betrachtungen mit einfließen lasse und es für sie eventuell ratsam wäre, diese für die “breite” Öffentlichkeit anonymisierte, abgespeckte Variante “Mein DDR-Leben” nicht zu lesen. :)

Ich möchte auf keinen Fall mit dieser Niederschrift meine Eltern verletzen, denn das Geschehen, welches die Differenzen zwischen Ihnen mit mir betraf, liegt ja mittlerweile 45 Jahre zurück. Sinn machen aber meine Aufarbeitungen nur, wenn alle Jahre hell beleuchtet werden, denn gerade diese Zeit hat mich geprägt. Wir haben heute ein ganz normales Verhältnis im Umgang miteinander.


Nachtrag Juli 2011

Meine Schwester hat es jetzt gelesen … Und ich mußte ihren Forderungen aus rechtlichen Gründen entsprechen … Ich habe ihren Namen getilgt, Sätze gelöscht und ihr Antlitz gepixelt, weil sie in jeglicher Hinsicht anderer Auffassung ist …

Nachtrag September 2011

Man lernt im Leben nie aus … Verwandte mütterlicherseits wissen um den Wahrheitsgehalt meiner Geschichte, aber verurteilen jetzt meine totale Offenheit … Der Mantel des Schweigens wäre besser, meinen sie … Das sehe ich nicht so, denn es ist ein Zeitzeugnis der DDR und MEIN Leben. Die Zeit der Zensur ist vorbei, liegt 20 Jahre zurück … trotzdem akzeptiere ich ihre Einwände, habe nicht geschichtsrelevante Passagen, die Familie betreffend, zwischen 1961 und 1966 gestrichen und die Namen meiner mütterlichen Linie zu ihrem Schutz verändert …