Der Pionierchor der Martin-Schwantes-Oberschule war bereits um 1963/64 ein vielbeachteter Chor im Kreis Quedlinburg. Stand er doch federführend unter unserem Musiklehrer, dem allseits geachteten Musikpädagogen, Komponisten und Arrangeur Hans-Jürgen Müggenburg. Daraus ergab sich, dass dieser Chor auch zu etlichen Ausscheiden und Veranstaltungen verreiste.

Mein Schulfreund Herbert, Sohn des damaligen Kreisschulrates, und ich selbst, fanden Gefallen, an besagten Fahrten teilzunehmen. Also traten wir beide in den Chor ein!

Eine Fahrt führte uns später bis in den Kulturpalast des damals zum Himmel stinkenden Bitterfelds.

Pionierchor (Quelle)

Sicher standen meinem Musiklehrer Herrn Müggenburg die Haare zu Berge, war und bin ich doch sehr unmusikalisch und zu damaliger Zeit obendrein recht anstrengend gewesen (zumindest für einige Lehrer). Sehr oft nahm ich am Musikunterricht außerhalb des Klassenzimmers teil, so sehr “liebte” mich der Musikus. Mein Musik- und Physikunterricht waren sich sehr ähnlich …

Sicher aber wollte er, mit der Einwilligung, auch mich Mitglied des Chores werden zu lassen, eine Brücke schlagen … Ich wurde also Chormitglied!

Bald schon folgte mein erster Auftritt. Wir alle traten vor Ostern zu einem Kreisausscheid im “X. Jahrestag” im Mummental an. Damit auch alles gut klappt, organisierte Herr Müggenburg eine Generalprobe. Diese fand eine Stunde vor dem eigentlichen Auftritt nebenan im Veteranenklub der Volkssolidarität gegenüber dem GutsMuts-Denkmal statt. Bei der Aufstellung vor all den erwartungsfrohen Rentnern und Greisen verkrümelten wir zwei uns ganz nach hinten. Denn wir konnten alles, nur keinen Liedtext!

Zu unserer größten Freude stand da, also hinter dem Chor, ein riesiger von den Rentnern bunt geschmückter Osterstrauß. Zwischen Birkengrün und Forsythien bammelten eine Vielzahl von Süßigkeiten, meist bunte Zuckereier in farbiges Staniol-Papier gewickelt. Während der drei, vier Lieder, die ohne uns geträllert wurden, hatten Herbert und ich alle Hände voll zu tun, den Strauß zu plündern. Wir waren gründlich, nichts blieb hängen. Nach unserem “Auftritt” schummelten wir uns wieder unter all die anderen Goldkehlchen und verließen das gastliche Haus.

Diese “Straftat” wurde sicher entdeckt, aber nie aufgeklärt. Jetzt nach mehr als 46 Jahren ist wohl alles verjährt und vergeben. Wir werden sicher nicht mehr mit Schadenersatzforderungen überzogen …

Inwieweit unser Chorleiter Herr Müggenburg etwas bemerkte, ist mir nicht bekannt … Sehr ungerecht fand ich dann aber seine Bemerkung, dass ich gebrummt hätte. Er meinte, der Stimmbruch würde bei mir wohl beginnen …

Herbert durfte mitsingen beim Kreisausscheid, ich nicht, nie mehr …

Auf jeden Fall wurden dadurch die Chorreihen bereinigt. Ob Brummer oder Statisten, beide wurden nicht wirklich gebraucht.

Ich bin jedenfalls nie dahinter gekommen, wie viel Lehrer Müggenburg wirklich wusste.