Die nach mit Geborene, nennen wir sie Elli, war in der Lehre in einem großen Quedlinburger Betrieb. Dort wurde am Fließband gearbeitet. Die Frauen stellten den größten Teil der Belegschaft. Irgendwann reichten einige Kolleginnen Bilder von “Schönlingen” herum. Elli steuerte auch ein schnuckeliges Bild bei, eins mit meinem unwiderstehlichen Konterfei.
Eine “Braut” begeisterte sich. “Ach ist der niedlich, ach ist der schön”, nun gut, wo sie recht hat hat sie recht …!
“Kannst du mir den mal vorbeischicken?” richtete sie die Frage an Elli. Die erwiderte mit einem Augenzwinkern, dass es kein Problem sei, da ich derzeit keine Freundin hätte aber reichlich Zeit und obendrein gerne übte …
Mit dieser Antwort hatte Frau F. wohl nicht gerechnet. Spasseshalber verabredete Frau F. mittels Elli einen Treff. Ich solle abends, an einem Freitag zu ihr kommen, weil dann ihr Mann zur Nachtschicht sei und arbeite und ihre kleinen Kinder sicher schon schlafen würden. Am nächsten Morgen berichtete Elli der F., dass mir der Termin passt und ich dann käme …
Frau F. amüsierte sich über Elli mächtig, nicht ahnend, dass ich wirklich eingeweiht war. Ich bin also am besagten Tag in die Alte Topfstraße gelaufen und fand erstmal keine Klingel, ging dann in einem düsteren Hausflur eine Treppe hoch und stand in einem kleinen Fachwerkflur. Hier hing im Dämmerlicht gesuchtes Namensschild samt dazugehöriger Klingel.
Ich drückte einmal, und schon ging die Tür auf. Da stand mir eine bügelnde, häusliche, durchschnittliche junge Frau, eine Endzwanzigerin gegenüber und schaute verdutzt. “Ja bitte?”
Ich redete dann leicht verschlüsselt und unverfänglich:
“Ich bin’s, der Bruder meiner Schwester, es ist Freitag, da bin ich!” Nach ein paar leeren Sekunden dämmerte es bei ihr. Sie sprang zu mir in den Hausflur und zog blitzschnell die Korridortür zu. Total erschrocken und in Sekundenschnelle bleich und um Jahre gealtert meinte sie: “Psst, mein Mann ist nicht zur Schicht gefahren! Leise, leise, damit der nichts mitbekommt.”
Mein Ausflug schien beendet. Gut, das ich die Flasche Rotwein und die Pralinen noch nicht hervorgeholt hatte, so hielten sich meine Verluste in Grenzen.
“Ja, dann geh’ ich mal wieder - auf ein anderes Mal … Dabei wollte ich doch nur … Sie offensichtlich auch …” Doch schon stand ich wieder auf der Straße.
Am Montagmorgen wurde im Betrieb wieder fleißig gearbeitet, Frau F. saß Elli direkt gegenüber am Fließband. Sie rang eine ganze Weile mit sich, die Klappe zu halten. Doch dann musste es raus. Nun kreischte F. los und erzählte allen, was Elli und vor allem ihr Bruder so anstellten.
Sie wusste nun aber auch, dass man sich auf Zottmanns verlassen kann ….
Nachtrag: Ich habe Frau F. nie wieder gesehen … Es gab kein anderes Mal mehr.
Vielleicht auch gut so?!