Irgendwann, wohl schon im 2. Schuljahr wanderte unsere Klasse zum Ochsenkopf …

Damals war dieser noch nicht aufgeforstet. Der Bergrücken war noch völlig frei und mit struppigem Gras überwuchert.

Wir machten unsere erste Rast direkt obenauf, neben den steilen, fast senkrechten Sandsteinklippen. Am blauen Himmel tauchte auf einmal etwas silbriges auf. Eine Sensation für uns Kinder zu damaliger Zeit. Wann sah man schon mal ein Flugzeug.

Beim Überfliegen des Geländes glitzerten und funkelten auf einem Mal mehrere silberfarbene Teile unterhalb des Fliegers. Wir begriffen nicht wie uns geschah!

Keine 10 Meter neben uns schlug ein für uns Knirpse riesiger Aluminiumkasten aus Wellblech ein (circa 0,5 x 1 x 2m groß). Gleich daneben rauschte ein Zweiter an uns vorbei, die Sandsteinklippen nur knapp verfehlend …

Zwei weitere Aluminium-Zusatztanks, die zuvor unter den Tragflächen hingen, schlugen auf den Koppeln und Feldern unweit der Bicklings-Warte auf. Der Pilot hat sie wohl ausgeklinkt. Einer ging in Flammen auf …

Nicht nur wir Kinder waren erst wie erstarrt, dann gab es Geschrei und Weinen ob des Schreckens. In Windeseile machte sich Kerosingestank breit. Eine Aufregung!

Frau Haider (und wer noch zur Begleitung anwesend war, ist mir nicht mehr erinnerlich) evakuierten uns in Windeseile geistesgegenwärtig vom Ort des Geschehens.

Volker, 1960

Wir kamen allesamt mit dem Schrecken davon. Maximale 10 Meter entschieden hier zwischen Leben und Tod. Nicht auszudenken, wäre der Tank ein paar Meter näher eingeschlagen oder gar explodiert …

(… 35 Jahre später, Anfang der 1990-er Jahre, veranstalteten wir ehemaligen Schüler ein Klassentreffen. Viele hatten die Ereignisse vergessen oder verdrängt. Einer aber, Hans-Michael Gröger, konnte sich ebenso gut wie ich an das schlimme Geschehen erinnern. War es doch sein Vater, der beim Rat des Kreises nachhakte und eine Untersuchung forderte. Es verlief aber alles erwartungsgemäß im Sande. Denn niemand hatte die Macht und den ernsten Willen gegen die sowjetische Kommandantur vorzugehen.)

Während des 3. Schuljahres begann sich langsam aber beharrlich mein Betragen zu verschlechtern. Jedenfalls hatte ich zum Schuljahresende meine erste “4” auf dem Zeugnis, die unsere Praktikantin, Fräulein Scherich, sehr bedauerte. Erteilt wurde sie mir von Klassenlehrerin Frau Novak.

Wären jedoch alle Lehrer wie mein Fräulein Scherich gewesen, hätte ich bestimmt mit einer Eins geglänzt. ;)